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1.6. Das Paradies in den Händen (GHS 22)

Gefoltert von den Söldnern der römischen Besatzungstruppe, für die er um Vergebung bittet, stirbt Jesus am Nachmittag des Tages vor dem Sabbat. Er bewährt die vertrauensvolle Liebe zu Gott: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände. Dem, der an seiner Seite stirbt, spricht er Hoffnung zu: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein (Lukas 23,43 und 46). Liegt das Paradies - in den Händen Gottes?

Zweimal fünf Strophen spiegeln die Paradiesgeschichte 1Mose 2,4b-25 in den beiden Händen. Die Schlussreime der ersten Hälfte kehren gegenläufig in der zweiten Hälfte wieder. Bis zur Mitte in Strophe 5 ist von den Gaben die Rede, danach geht die Erzählung zu den Aufgaben über.

Die von vier Strömen durchflossene Paradieslandschaft des biblischen Textes wird in Strophe (4 und) 5 gewissermaßen in ein „Zeitstromland“ übertragen: Abend und Morgen, Mittag und Mitternacht. Der Vergleich mit dem Elterngebot 05 des Dekalogs stellt diese Vierung in einen symbolischen Zusammenhang mit den Namen Vater, Mutter, Tochter, Sohn.

Der erste Auftrag lautet, den Garten zu bebauen und zu behüten (1Mo 2,15). Dies ist insofern eine Anspielung an das Tötungsverbot 06, als in der Geschichte vom Brudermord der eine ein Bauer, der andere ein Hüter genannt wird (1Mo 4,2).

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1. 1Mo 2,4b-6

Als diese Welt noch nicht erschaffen war,

bevor die erste Quelle war entsprungen,

bevor die Erde Leben noch gebar,

und eines Menschen Mund dein Lob gesungen,

bist du von Ewigkeit zu Ewigkeit,

Gott aller Zeit. Ps 90,2

2. 2,7

Was ist der Mensch, dass du, Gott, an ihn denkst,

dass du ihm, der von Erdenstaub genommen, Ps 8,5

bescheidnen Anteil deines Geistes schenkst,

den Funken, der aus deinem Licht erglommen

und der zurückkehrt, weil er dir verwandt,

in deine Hand - ? Pr 12,7

3. 2,8

Du setzt den Menschen in die Welt hinein,

sie ist mit ihren unermessnen Weiten

ein wunderbarer Garten oder Hain,

säst ihn in die Jahrtausend-Flur der Zeiten,

die sich so nahe wie ein Tag erweist

in deinem Geist. Ps 90,4

4. 2,9

Du bist und zeigst die Mitte aller Zeit

und lässt uns darin deine Güte fassen,

die uns ein Heute jeden Morgen leiht,

auf dessen Fug und Recht wir uns verlassen,

wenn du auch einhüllst deine Gottesmacht

in dunkle Nacht.

5. 2,10-14

Ein Strom von Morgen und von Abend fließt,

den Mittag und die Mitternacht verbindet

und doch aus einer Quelle sich ergießt,

das Land belebend in das Leben mündet.

An seinen Ufern fügt die Welt sich in

der Namen Sinn.

6. 2,15

Gott, du vertraust uns an dies weite Feld,

dass wir‘s sowohl bewahren wie bebauen.

Wenn wir von dir an unsern Platz gestellt

Vergangnem treu zugleich der Zukunft trauen,

wird Altes neu, das Ende zum Beginn,

Verlust Gewinn.

7. 2,16f

Du willst, dass wir des Wortes Hörer sind

und gottlos keine Götter werden können

statt dein Geschöpf, von dir geliebtes Kind.

Nicht, weil du etwas uns nicht wolltest gönnen,

nur weil Dein Auge, Deiner Weisheit Macht

über uns wacht.

8. 2,18

Um zu erfahren, wer er selber ist,

braucht jeder Mensch den andern unentbehrlich,

dass er sich in ihm findet und vergisst.

Auch Einsamkeit von Völkern ist gefährlich.

Das ist, was du besorgst, erwägst und weißt,

o guter Geist!

9. 2,19-23

Mit Gottes Atem, der mir eingehaucht,

kann ich Lebendiges beim Namen nennen.

Doch erst, wenn du mich tief in Schlaf getaucht,

lehrst du mich träumend das Geheimnis kennen

von Mann und Frau und wie die eine Hand

die andre fand.

10. 2,24-25

Sie sind vermählt wie Reime und gepaart

und müssen sich nicht voreinander schämen.

Sie lernen von dir, sich behutsam, zart

und ohne Angst einander anzunehmen,

denn deine Liebe ist ihr Schutz und Kleid

noch alle Zeit.


Melodie: Konrad Kocher 1825/1838, zu: Der Herr ist gut, EG Württ. 631 (J.J. Rambach)




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