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12.4. ICH bin der Eine, Mensch, wer bist denn du...? Passion (Joh 18,28 - 19,37) (GHS 74)

In einer der chassidischen Geschichten klopfte ein Schüler an die Türe und hört von innen: „Wer bist du?“ Er antwortete „Ich“. Alles blieb stumm und verschlossen. „Ahron, warum öffnest du mir nicht?“ Da entgegnete der Freund: „Wer ist es, der sich vermisst, sich Ich zu nennen, wie es Gott allein zusteht?“ Darauf bezieht sich die Strophe 1.

In den Strophen 2-5 richtet sich der Blick nach außen auf die vielsprachige Welt, rückwärts auf die biblische Überlieferung, nach innen auf die familiäre Innenwelt und schließlich vorwärts auf den Sieg des Lebens über den Tod.


1. (Joh 18,28 – 19,16a)

„ICH bin der EINE - Mensch, wer bist

denn du, um „ich“ zu sagen ?“

Johannes der Evangelist

lehrt uns den Tod beklagen

Jesu, der vor Pilatus um

der einen WAHRHEIT Königtum

hingibt sein zeitlich Leben.

Wo Macht ein Mensch zu haben glaubt,

so täuscht er sich, sie ist erlaubt,

von oben nur gegeben.


2. (19,16b-18.19-22)

Verantwortung legt er hinein

in unsre schuld’gen Hände.

Jesus trägt selbst sein Kreuz allein

entschlossen bis ans Ende.

Ob er gesagt: Ich bin der Christ,

ob man behauptet, dass er’s ist,

braucht ihr nicht zu ergründen.

In eurer Sprache wagt ein „du“

und traut ihm nur genügend zu,

ihr sollt’s bestätigt finden.


3. (19,23-24)

Die Liebe sät im Zeitenschoß

die Saat für Ewigkeiten.

Um seinen Rock wirft man das Los,

teilt Kleider nach vier Seiten.

Mit seiner Hand umhüllt Gott ihn

und weckt mit ihr zum Gleichnis kühn

die Zeichen, welche schliefen:

Als ewge Kleider Christi denn

nehmt wahr vier Evangelien

samt Paulus in den Briefen!


4. (19,25-27)

Ihr wisst, dass es Zehn Worte gibt,

auf Steine einst geschrieben,

und dass ihr, wie ihr seid geliebt,

sollt euren Nächsten lieben.

Wenn ihr wollt Jesu Freunde sein,

wie Lazarus erweckt aus Stein,

haltet sie im Gedächtnis!

Nehmt sie wie Mutterhände auf,

denn das ist für der Zeiten Lauf

des Sterbenden Vermächtnis.


5. (19,28- 37)

Gehorsam seinem Testament

steh’n wir an Sohnes Stelle.

Auf unsern Lippen seither brennt

ein Durst nach Jakobs Quelle.

In ihrer Tiefe raunt der Geist,

dass nichts und niemand uns entreißt

je seinen treuen Händen,

aus deren Wunden sich ergießt

ein Strom, der durch die Zeiten fließt,

sie nährend zu vollenden.


Melodie: Wolfgang Dachstein 1525, zu: Ein Lämmlein geht, EG 83 (Paul Gerhardt 1647)


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