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14.2. Wer sind wir, dass in unserm Land- Shoa - Reue und Dank (GHS 92)

In den Liedstrophen folgt jeweils der Reue angesichts der Worte der zweiten Tafel der Dank mit Blick auf die der ersten.



1. (zum Gebot 10)

Wer sind wir, dass in unserm Land

wir Gott anrufen können?

Wir müssen doch mit Herz und Hand

die schwere Schuld bekennen,

dass wir Israel, seinen Sohn,

aus Neid verfolgt mit Hass und Hohn

und Gott verlassen haben.

2. (zu 01)

DU aber nimmst dich unser an

wie keine andern Götter.

Mit seinen Sternen fiel der Wahn

des Reichs, und DU, der Retter,

du führtest mit erhobner Hand

heraus aus dem vergötzten Land

in die Planetenerde.


3. (zu 09 und 08)

Der Mund, der nicht gewagt zu schrein

für die entehrten Brüder,

wird er je neu vernehmbar sein

beim Singen frommer Lieder?

Die Freiheit, die man dort geraubt,

wird sie hier jemals uns geglaubt

als Wort der deutschen Zunge?

4. (zu 02 und 03)

DU aber bist nicht festgelegt

auf uns missratne Bilder.

Dein Name wird nicht eingeprägt

in unsre Namensschilder.

Denn überraschend bist du neu,

kommst auf uns zu und sprichst uns frei

als Juden ehrenhalber.


5. (zu 07 und 06)

Verachtet wurde Sein Gebot,

als sie die Ehen trennten,

und der millionenfache Tod

kam von den deutschen Händen,

als man erwies an Greis und Kind,

wozu die Menschen fähig sind,

die sich von Gott lossagen.

6. (zu 04 und 05)

DU aber lässt im Wochenkreis

uns Deiner Hand gedenken

und willst uns Anteil am Lobpreis

des ew´gen Volkes schenken.

DU, Vater, deine Worte schreib

in Finger, die von Mutterleib

wir einst empfangen haben!


Melodie: Wolfgang Dachstein 1524, Zürich um 1533/34,

zu: Aus tiefer Not, EG 299 (Martin Luther 1524)


Dieser Liedtext entstand 1979, nachdem das dritte Fernsehprogramm im Januar die US-amerikanische TV-Serie „Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss“ (Regie: Marvin J. Chomsky) gesendet hatte. – Damals begegnete ich dem Ausdruck „Juden ehrenhalber“, den Krister Stendahl für den „Status der Heiden“ im Römerbrief des Apostel Paulus gebraucht, in: „Der Jude Paulus und wir Heiden“, München 1978, 15.


Zu "Reue" und "Dank" bei Dietrich Bonhoeffer:

1940 hatte er das Schuldbekenntnis der Kirche anhand der Zehn Worte gerade auch gegenüber den Juden und den geringsten der Brüder und Schwestern Jesu Christi verfasst. 1944 schrieb er dann im Gefängnis die später wenig beachteten Verse über den Tod des Mose nieder, worin es heißt:

Stets wird die Welt in ihren schweren Tagen

nach Deinen heilgen zehn Geboten fragen.

Stets wird ein Volk, wie schuldig es gewesen,

allein an Deinem Heiligtum genesen.

(D.Bonhoeffer, Der Tod des Mose, Gesammelte Schriften, IV, 613f).


Nach einer Sprecherlaubnis mit seiner Verlobten quälte ihn die Erinnerung an das Vergangene. Seine Qualen werden gemildert, als er sich im Gebet selbst als der Angesprochene erfährt:

Ich strecke die Hände aus und bete - -

und ich erfahre das Neue:

Vergangenes kehrt dir zurück

als deines Lebens lebendigstes Stück

durch Dank und durch Reue.

Fass' im Vergangenen Gottes Vergebung und Güte,

bete, dass Gott dich heut und morgen behüte.

(D.Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, 285).

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