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2.4. Mensch, öffne staunend dich dem Baum (GHS 50).

Der Baum der Weisheit und Weisungen Gottes (Vgl. Sirach 24).

Ein Baum hat Hoffnung, auch wenn er abgehauen wird, denn er hat Wurzeln, lesen wir bei Hiob (Hi 14,7) - ein Gesichtspunkt, unter dem die Wurzeln sich mit dem fundierenden Leitwort LEBEN assoziieren lassen. Indem ein Baum durch seinen Stamm Wasser aus der Erde zieht, hat er lebendigen Anteil am Kreislauf des Wassers. Seine Jahresringe lassen sich mit dem Friedensring eines Festjahres assoziieren. In seiner Krone erneuert sich die Luft, die uns frei atmen lässt...

Im Krieg sollen Krieger Bäume schonen, lautet eine Weisung der Tora (5Mo 20,19). Nur, weil sie Früchte daran ernten können? Lieber möchte ich denken, damit sie stillstehen, die Waffen fallen lassen und mit bloßen Händen einen Baum berühren. Vielleicht wird er ihnen durchsichtig für die ausgestreckte Hand Gottes in der Weisung des Zehnworts.


1.

Mensch, öffne staunend dich dem Baum

und sieh, wie durch den Außenraum

fünf Stufen sich entfalten.

Denn das Gesetz, das ihn erbaut,

will auch, im Inneren geschaut,

dir deine Welt gestalten.

2.

Die Wurzel greift tief ins Gestein

und dringt ins dunkle Erdreich ein,

wo Spross und Samen schliefen.

So reicht das LEBEN weit hinab

und wurzelt auf der Vorwelt Grab

in unsichtbaren Tiefen.

3.

Schau, wie der Stamm, der starke Schaft

dann weitergibt der Erde Kraft

durch stete Jahresringe;

da steht es vor dir ausgeprägt,

dass Gottes FRIEDE alles trägt:

die Menschen und die Dinge.

4.

Zunehmend FREI von Erdenlast

trennt sich im Raume Ast von Ast,

wie Wege sich verzweigen.

Mag sein, dass dir ein andrer fehlt,

hast du dir einen ausgewählt

im Auf- und Seitwärts-Steigen.

5.

Mit seiner Blätterpracht im Licht

zeigt dir der Baum jetzt sein Gesicht

und gibt sich zu erkennen.

Und bietet er dir Blüten dar,

so kannst du ihn auch vollends WAHR

bei seinem Namen nennen.

6.

Die reife Frucht, die ihr GERECHT

verteilt, von solchem Baume brecht,

soll viele Menschen freuen.

Das Fleisch, das dankbar ihr genießt,

in seinem Kerne dicht umschließt

den Samen eines neuen.


Melodie: August Harder, vor 1813, zu:

Geh aus, mein Herz, EG 503 (Paul Gerhardt 1653)


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